200 gute Gründe abzuwählen?
Pünktlich 200 Tage vor der Bundestagswahl 2013 ging die Wahlkampagne der Grünen online: Der Abwählkalender. 200 Tage - 200 Gründe schwarz-gelb nicht noch einmal zu wählen.
Die Grünen gehören für mich zu "den Guten". Grundsätzlich spricht nichts gegen diese Partei. Nichtsdestotrotz muss der Abwählkalender an dieser Stelle einmal genauer unter die Lupe genommen werden.
Mir zumindest erscheint es komisch, dass man als Partei 200 Gründe findet, die anderen nicht zu wählen, jedoch nicht mit 200 guten Gründen für die eigene Partei Wahlkampf betreibt.
Wühlt man sich erstmal durch den Wust an Kalenderblätter, was ehrlich gesagt durchaus Ausdauer erfordert, wird man feststellen, dass die Grünen teilweise sehr überzeugende Gründe auffahren, schwarz-gelb nicht mehr zu wählen. In manchen Bereichen ist das ja auch gar nicht so schwer.
So wird beispielsweise kritisiert, dass Kinderrechte nicht ins Grundgesetz aufgenommen wurden und Jugendliche allgemein zu wenig Teilhabe genießen. Es werden richtige und wichtige Argumente genannt: Keine Gleichstellung der Homo-Ehe, Mangelnde Fortschritte im Atomausstieg, Privilegien für Reiche und und und...
Aber liebe Macher dieses Abwählkalenders, spricht es denn wirklich für eure Partei, wenn man sich zunächst durch ein Meer, mehr oder weniger witziger Wortspiele kämpfen muss, um dann einen langen Text darüber zu lesen, was die jetzige Regierung schlecht macht, bis man schließlich und endlich über einen weiterführenden Link erfahren darf, warum die Grünen in diesem Punkt besser wären? Oder zumindest warum sie in diesem Punkt besser sein möchten...
Mich würde es deutlich mehr beeindrucken, wenn eine Partei 200 Gründe aufführen könnte, genau sie zu wählen. 200 mal sagen könnte, schaut her, dass wollen wir Gutes tun. Unabhängig von Fehlern anderer können wir gut dastehen.
Aber genau das wurde hier verfehlt. Durch den Abwählkalender zeigt man nur, dass man andere für ihre Fehler runter machen kann. Dass man brillieren kann, durch das Schlecht-Machen anderer Parteien.
Ich wünsche mir einen Wahlkampf in dem jede Partei auf sich zeigt - darauf aufmerksam macht, was sie zu bieten hat und warum man sie wählen sollte. Doch die Art und Weise mit der hier Wahlkampf betrieben wird, ist viel mehr eine Schlammschlacht, als ein Überzeugen mit aussagekräftigen Argumenten. Wenn eine Partei wirklich so viel zu bieten hat, sollte sie nicht nur auf die anderen zeigen. Das Hauptaugenmerk sollte nicht darauf liegen, andere in ein schlechtes Licht zu stellen, sondern sich selbst in ein gutes.
Also bitte hört auf damit, uns mit, in bescheuerte Wortspielereien verpackten Vorwürfen von euch überzeugen zu wollen. Sondern zeigt, dass ihr auch ohne die Fehler der anderen gut seid.
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